REINIGUNG VOM KUGELKOPF BIS ZUR STECKKUPPLUNG: ANHäNGERKUPPLUNG RICHTIG PFLEGEN

Bei der richtigen Pflege und Wartung kann eine Anhängerkupplung ein Leben lang halten und viel zur Fahrsicherheit beitragen. CARAVANING zeigt Ihnen, was und wie Sie pflegen sollten.

Wer einen Wohnwagen zieht, benötigt eine Anhängerkupplung. Die ist, unabhängig von ihrer Bauart, nicht nur Verschleiß ausgesetzt, sondern auch Wasser, Schmutz und Streusalz. Aber auch die meist 13-polige Steckdose, die Beleuchtung und, je nach Belegung der Pole, auch die Bordtechnik des Caravans können über die Zeit von Korrosion außer Gefecht gesetzt werden.

Darum ist es wichtig, dass Anhängevorrichtung und Elektrik regelmäßig geprüft, gewartet, gepflegt und, wenn nötig, teilweise ersetzt werden. Im Folgenden zeigen wir, was man tun muss, um für sichere Funktion und ein langes Leben der Anhängerkupplung zu sorgen.

Typen von Anhängerkupplungen

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Starre Anhängerkupplung

Ganz ohne Mechanik ist diese Anhängerkupplung die pflegeleichteste Bauform. Hier wird meist ein angeschraubtes oder angeschweißtes Stahlrohr, an dessen gebogenem Ende der Kugelkopf sitzt, mithilfe eines Querträgers an mindestens vier Punkten mit der Karosserie verschraubt. Der Querträger und die Befestigungspunkte sind bei allen Anhängerkupplungen essenziell, denn so wird die Last, die man zieht, auf mehrere Stellen verteilt.

Das ist notwendig für Steifigkeit, Stabilität und Haltbarkeit der Karosserie. In der Regel befinden sich diese Aufnahmepunkte im Bodenblech, ihre Position ist aber nicht beliebig – vielmehr orientiert man sich hier an den Längsträgern beziehungsweise an den Versteifungen der Karosserie. Das Abreißseil darf bei starren Kupplungen übrigens um den Kugelhals gelegt werden, schließlich ist dieser fest mit dem Zugfahrzeug verbunden.

Abnehmbare Anhängerkupplungen

Etwas eleganter ist diese Art der Anhängerkupplung. Während Grundträger und Elektrik fest am Auto verbaut sind, lässt sich der Kugelhals abnehmen. Das sorgt nicht nur für eine aufgeräumtere Optik, sondern hat auch einen sicherheitsrelevanten Vorteil: Der abgenommene Kugelhals kann die Folgen eines Auffahrunfalls minimieren. Denn selbst geringe Aufprallgeschwindigkeiten können, über den montierten Haken direkt in die Karosseriestruktur eingeleitet, für große oder gar irreparable Schäden sorgen.

Ohne Kugelhals hingegen fangen Prallflächen die Energie großflächiger ab. Ein kleiner Nachteil abnehmbarer Anhängerkupplungen ist die Unterbringung des Kugelhalses. Wenn man ihn nicht braucht, hat manch ein Wagen dafür einen sicheren, maßgeschneiderten Platz, zum Beispiel in der Reserveradmulde oder in den Staufächern. Bei manch anderen liegt der Kugelhals bei anderen Fabrikaten in einer Tasche lose im Kofferraum.

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Obendrein sind abnehmbare Haken deutlich pflegeintensiver. Denn neben dem Kugelkopf muss hier auch der Einsteckmechanismus ins Auge gefasst werden. Dieser wird in der Regel als selbstarretierende Kugelstange ausgeführt. Solange alle Kügelchen der Kugelstange (die beim Einstecken durch eine Feder nach außen gedrückt werden) saugend in ihre Gegenstücke im Inneren der Aufnahme passen, ist der Kraftschluss gesichert. Kommt aber Schmutz dazwischen, fräst er die Aufnahmen der Kugeln aus. Dadurch entsteht Spiel, wodurch sich die Einrichtung innerhalb kürzester Zeit abnutzt. Deshalb müssen Aufnahme und Kugelstab zwingend immer sauber gehalten werden.

Bei demontierter Zugvorrichtung sollte man die Abdeckkappe stets in die Aufnahmeöffnung für den Kugelhals einsetzen. Denn dringt Wasser ein, sei es während der Fahrt oder bei der Autowäsche per Hochdruckreiniger, setzt sich schnell Rost an. Auch den Kugelstab des abnehmbaren Kugelhalses muss man immer wieder kontrollieren – verrostete Kugeln sind gefährlich und sollten in einer Fachwerkstatt ersetzt werden.

Den Verschlussmechanismus samt Schloss, so rät es zum Beispiel Westfalia, kann man ebenfalls schmieren, allerdings nur mit Grafit. Das schützt auch vor dem Einfrieren. Eine rechtliche Besonderheit der abnehmbaren Anhängerkupplung ist, dass sie in manchen europäischen Ländern bei Nichtbenutzung abgenommen werden muss. In Deutschland ist das aber nicht der Fall.

Schwenkbare Kupplungen,

Am komfortabelsten, egal ob mechanisch, teil- oder vollelektrisch, sind schwenkbare Kupplungen. Manche entriegeln mechanisch per wartungsfreiem Seilzug, andere teilelektrisch auf Knopfdruck. In Endposition eingerastet werden müssen beide von Hand. Vollelektrische Kupplungen schwenken von einem Elektromotor angetrieben vollständig ein und aus. Zu bedenken ist, dass der schwenkbare Kugelhals zwar versteckt, aber permanent Witterungseinflüssen, Spritzwasser und Salz ausgesetzt ist.

Kugelköpfe aus meist schwarz beschichtetem oder lackiertem Stahl setzen sehr schnell Rost an. Hochpreisige Fahrzeuge mit teurem vollelektrischem Schwenkhaken tragen ab Werk oft einen Kugelhals aus hellem, unbeschichtetem und trotzdem rostfreiem Chromstahl.

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Der Schwenkmechanismus mechanisch betätigter Zugvorrichtungen freut sich trotzdem über regelmäßige Schmierung, beispielsweise ein paar Tropfen Öl. Kriechöle aus der Sprühdose sind zwar einfach zu handhaben, aber aufgrund des hohen Petroleumgehalts ist deren Wirkung nicht von Dauer. Zu viel Öl soll es auch nicht sein, da darin feiner Schmutz anhaftet.

Diese Pflege kann und muss man jedoch nicht jedem Pkw zukommen lassen: Teil- und vollelektrische Systeme sind meist so gut gekapselt, dass weder Wasser noch Öl eindringen. Freilich müssen auch Kugelköpfe schwenkbarer Anhängerkupplungen regelmäßig geprüft, entrostet und gereinigt werden. Bei rostfreien Chromstahl-AHKs genügt es, den Kugelkopf gelegentlich zu putzen, zum Beispiel mit Bremsenreiniger. Lässt sich der Kugelhals nicht mehr aus- oder einschwenken, hilft nur noch die Fachwerkstatt.

Reinigen und Entrosten

Noch immer hört man bisweilen den Ratschlag, man solle den Kugelkopf vor Benutzung einfetten. Das mag Unerfahrenen zuerst logisch vorkommen, schließlich findet hier beim Abbiegen eine Drehbewegung statt. Für eine einfache Anhängerkupplung, also eine Kugelpfanne ohne Antischlinger-Einrichtung, mag das ja stimmen. Wirklich nötig ist das aber nicht, obwohl Stahl auf Stahl trifft. Für Antischlingerkupplungen indes ist Fett reines Gift. Denn eine Antischlingerkupplung verfügt über zwei bis vier Reibbeläge, die aus demselben Material wie Bremsbeläge bestehen.

Ihre Funktion: die Drehung über den Kugelkopf zu dämpfen. Und genau wie man Bremsen nicht schmiert, darf man auch den Kugelkopf nicht einfetten. Am verlässlichsten funktioniert das System, wenn die Reibbeläge direkt auf den blanken Stahl des Kugelkopfes treffen. Daher gilt nicht nur eine Reinigung, sondern man sollte den Kugelkopf penibel von Lack und Rost befreien. Fett- oder Silikonsprays können aber zur Konservierung benutzt werden, wenn die Anhängerkupplung lange Zeit nicht benutzt wird. Dann muss der Kugelkopf aber vor dem nächsten Zugeinsatz unbedingt z. B. mit Bremsenreiniger wieder entfettet werden und vor dem Ankuppeln trocken sein.

Uneinig sind sich Experten beim Thema Schutzkappe. Während die Firma Oris die Schutzkappe auch als Rostschutz empfiehlt, bezeichnet sie Westfalia nur als Schutz für Hosen – und als Werbeträger.

Ein Kugelkopf ist in der Regel jahre- und jahrzehntelang nutzbar. Dennoch empfiehlt es sich, ab und an den Durchmesser zu checken, denn die ständige Drehbewegung, insbesondere mit einer Antischlingerkupplung, erzeugt minimalen Verschleiß. Die Norm von 50 Millimetern darf allerhöchstens um einen Millimeter unterschritten werden. Ist der Kopf noch kleiner, kann sich die Kugelpfanne nach oben lösen. Unschön, teuer und vor allem lebensgefährlich! Eine Messung mit einem Messschieber genügt vollkommen. Dabei ist der gesamte Kugelhals auf Haarrisse und Beschädigungen zu überprüfen.

Anhängerkupplung nachrüsten

Möchte man eine Anhängerkupplung nachrüsten, sollte man sie am besten neu kaufen, damit bei eventuellen Fehlern die Haftung beim Hersteller liegt. Denn die Technik ist bewährt und solide, es können aber immer wieder metallurgische Probleme auftreten. Auch beim Kauf eines Gebrauchtwagens sollte man die Vorrichtung stets überprüfen. Laut EU-Richtlinie sind Autohersteller sieben Jahre lang (ab Ende der Produktion) verpflichtet, Ersatzteile anzubieten. Bei bis zu zehn Jahre alten Modellen haben die Zulieferer oft noch Kupplungen im Angebot. Bei älteren Fahrzeugen muss eventuell die gesamte Vorrichtung gegen ein neueres Modell ausgetauscht werden.

Im Rahmen einer Inspektion des Zugfahrzeugs prüfen Vertragswerkstätten die Anhängerkupplung und die Elektrik zwar auf Funktion, führen in der Regel aber keine Pflegemaßnahmen durch.

Die Steckdose

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Die Verbindung zwischen Pkw und Caravan ist nicht nur eine mechanische. Auch eine elektrische Verbindung ist vonnöten. Dafür sorgt der 13-polige Stecker mit Bajonettverschluss. Ältere Fahrzeuge haben noch eine 7-polige Steckdose. Adapter und Adapterkabel sind in jedem gut sortierten Baumarkt erhältlich, wobei man mit einer 7-poligen Steckdose zum Beispiel keine Bordspannung liefern kann. Bei dieser alten Steckdose wird der Stecker gerade eingesteckt und durch die Klappe der Steckdose gesichert. Nachteil ist, dass die Pins von Stecker und Steckdose mit der Zeit an Durchmesser verlieren.

Daher gilt es bei der alten Steckdose, immer wieder die Stabilität zu prüfen. Hat sich ein Kontakt verkleinert, kann man die Pins mit einem flachen Schraubenzieher wieder aufweiten. Die Verwendung von Kontaktspray ist kein Fehler, aber wenn man auf die Sauberkeit der Steckverbindung achtet, funktioniert der Stromfluss. Anders sieht es bei der 13-poligen Steckdose aus. Hier sind die Aufnahmen der Pins sehr eng, da sie durch die Drehbewegung mit höherer Kraft ineinander gedrückt werden können. Das hat den Zweck der Selbstreinigung – Pins und Aufnahmen schaben Oxide voneinander ab.

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Die Verbindung ist daher meistens sehr gut. Das kann man beim Lichtcheck vor Abfahrt prüfen. Dennoch kann es vorkommen, dass die Kontakte im Inneren der Steckdose oxidieren. Dann kann man sie vorsichtig aufschrauben und die Klemmen reinigen. Elektronikspray schadet der 13-poligen Steckdose nicht, wird aber in der Regel nicht gebraucht. Wichtig: Adapter nie stecken lassen, wenn sie nicht benutzt werden. So bleibt die Klappe offen und die Kontakte oxidieren schneller.

Reparaturen

Da Anhängevorrichtungen für das jeweilige Fahrzeug geprüfte und auf das Fahrzeug abgestimmte Bauteile sind, kann man Reparaturen nicht beliebig mit Hausmitteln durchführen. Versagt die Anhängerkupplung im Betrieb, kann das schwerwiegende Folgen haben. Während sich Defekte an der Steckdose einfach reparieren lassen, sollten Risse nicht "mal eben schnell geschweißt" werden. Defekte Aufnahmen an der Karosserie sollte man nicht ignorieren, ebenso wenig ein merkliches Spiel bei der Steckkupplung. Jegliche Unregelmäßigkeiten mahnen dazu, den Anhängerbetrieb sofort einzustellen. In den meisten Fällen kann eine Autowerkstatt alle Probleme beheben. Auch im Urlaub.

Kugelkopf entlacken und entrosten

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Fett, Rost und Lack gehören nicht auf den Kugelkopf, wenn man einen Caravan mit Antischlingerkupplung fährt. Ist der Kugelkopf mit Fett überzogen, kommt die Bremswirkung nicht zum Tragen, Schmutz und Rost setzen die Bremsbeläge zu und damit außer Kraft. Eine funktionierende Stabilisierungskupplung ist unerlässlich für die Tempo-100-Zulassung und sorgt dafür, das sich ein Caravan nicht oder erst bei sehr viel höherer Geschwindigkeit aufschaukelt.

Unser Starter aus dem Baumarkt kostet 17 Euro: Schleifpapier in Körnung 120 und 140, zwei Schleifschwämme, Kontaktspray für die Steckdose und ein paar Handschuhe. Die Vorgehensweise ist denkbar einfach: Rost bzw. Lackreste abschleifen. Am bequemsten geht das mit dem Schleifschwamm. Die harte Fächerscheibe eines Winkelschleifers ist tabu, da sie auch den Stahl wegnimmt. Eine weiche Drahtbürste für den Akkuschrauber geht aber. Profis kaufen eine Schleifglocke für den Akkuschrauber, die den fettfreien Kugelkopf schnell und einfach poliert.

Pflege von Steckkupplungen

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Brennpunkt Steckmechanismus – reißerisch, aber nicht ganz unwahr. Denn im Gegensatz zur starren Anhängerkupplung ist die abnehmbare Variante nicht nur am Kugelkopf, sondern auch am Steckmechanismus pflegeintensiv. Meist werden Steckkupplungen mit einem Kugelstab und einer entsprechenden Aufnahme am Fahrzeugheck konstruiert. Dabei gibt es unten eine Arretierungskugel, die beim Einstecken des Kugelhalses eine Feder löst, die wiederum drei (oder mehr) größere Kugeln in ihre Aufnahmen drückt. So entsteht der Kraftschluss. Flugrost und Schmutz führen hier zu starkem Verschleiß. Daraus resultiert starkes Spiel, das den Verschleiß beschleunigt. Das Resultat kann äußerst gefährlich werden.

Pflege von Schwenkkupplungen

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Moderne Schwenkkupplungen sind prinzipiell sehr pflegeleicht. Vor allem die unlackierten rostfreien Premium-Modelle aus Silberzink-beschichtetem Chromstahl. Einfachere Stahl-Schwenkkupplungen rosten aber schon. Vor allem, weil sie durch ihre Unterbringung am Heck, im Unterboden versenkt, Spritzwasser und Salz im Winter ausgesetzt sind. Deshalb empfiehlt es sich, den Kugelkopf vor jeder Reise mechanisch zu entrosten. Auch die Steckdose bekommt Wasser ab. Elektronikspray schützt hier proaktiv. Offene Mechanismen älterer mechanischer Schwenkkupplungen freuen sich über ein paar Tropfen Öl im Gelenk, die meisten Elektromotoren und Einrastmechanismen sind aber gekapselt und daher wartungsfrei.

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