In einem üppig blühenden Garten stehen sie oft Seite an Seite mit harmlosen, nützlichen und gar essbaren Kolleginnen und Kollegen: Blumen und Stauden sowie Bäume, die zur Gänze oder in Teilen giftig sind. Und deren Verzehr schlimmstenfalls sogar mit dem Tod enden kann.
Wer kleine Kinder oder Haustiere hat, sollte, so denn über die Neugestaltung des Gartens oder auch „nur“ Neuanpflanzungen nachgedacht wird, von manchen Exemplaren besser die Finger lassen.
Sie sind blühende Augenweiden, können aber leider auch gefährlich werden. Vor allem für kleine Kinder, die sich aus Neugier gern schon mal Pflanzenteile in den Mund stecken. Was bei Gänseblümchen oder Rose eher unbedenklich ist (okay, Teile der Rose können pieksen), stellt beispielsweise bei Eibe und Goldregen eine ernste Gefahr dar.
Am besten speicherst du dir die Telefonnummer der Giftnotrufzentrale ab. Für das Rheinland ist die Informationszentrale gegen Vergiftungen, ansässig im Zentrum für Kinderheilkunde der Uniklinik Bonn, zuständig. Die 24-Stunden-Notrufnummer lautet: 0228/192 40. Im Internet hier für Informationen erreichbar.
Denn Giftinformationszentren sind die besten Ansprechpartner für Laien, wenn es um die Risikoabschätzung und Einleitung möglicher weiterer Schritte bis zum Eintreffen des Notfall- bzw. Rettungsteams geht. Ein Anruf dort sollte für alle Ersthelferinnen und Ersthelfer, die sich um Opfer von Vergiftungen kümmern, obligatorisch sein.
Die nachstehende Liste soll eine reine Information darstellen, die niemanden davon abhalten soll, sich Pflanzen seiner Wahl in den Garten zu setzen. Allerdings ist gerade im Hinblick auf Kinder und Haustiere Vorsicht geboten. Wenn man sich freilich an einige Verhaltensregeln hält und nicht gerade anfängt, Teile der Pflanze zu verspeisen, ist das Risiko einer Vergiftung vergleichsweise gering.
Sie zählen zu den 10 giftigsten Pflanzen in unseren heimischen Gärten und Gefilden:
Er blüht im Mai und Juni in wunderschönen, traubenähnlichen, gelben Kaskaden, heißt lateinisch Laburnum. Doch so harmlos er auch daherkommt, so gefährlich ist der aus gutem Grund zur „Giftpflanze 2012“ gekürte Goldregen.
Laut Industrieverband Agrar gehört er zu denjenigen Pflanzen, mit denen sich die Giftnotrufzentralen am häufigsten beschäftigen müssen. Allgemein wird davor gewarnt, Goldregen in die Nähe von Spielplätzen oder Schulhöfen zu pflanzen, da die Samen und besonders die auffälligen Blüten bei Kindern die Neugier wecken. Auch für Hunde, Katzen, Pferde und Kühe ist das in Goldregen enthaltene Gift bedenklich.
Das ist der Gift-Steckbrief von Goldregen (Laburnum):
Wunderschön, gar pompös ist die Engelstrompete mit ihren – daher der Name – üppigen Blüten, deren Form an das himmlische Blechblasinstrument erinnert. Aber die Blütenschönheit zählt zu den giftigsten Pflanzen, die in heimischen Gärten – beziehungsweise als dekorative Terrassenpflanzen – zu finden sind. Die lateinisch Brugmansia genannte Pflanze blüht meist von Juli bis Oktober, die weißen, gelben, rosa oder blauen Blüten duften herrlich süß.
Und genau das ist das Fatale, denn selbst der Geruch der Engelstrompete kann schon leicht narkotisierend wirken. Also: Nicht intensiv an der Pflanze schnuppern! Am besten pflanzen Sie die Brugmansia nur, wenn Sie weder Kinder noch Haustiere haben. Denn gerade auf Kinder üben die Blüten mit ihrem betörenden Duft und der „lustigen“ Form eine hohe Anziehungskraft aus. Magisch, aber auch sehr gefährlich.
Das ist der Gift-Steckbrief der Engelstrompete (Brugmansia):
Hübsch sieht er aus, der Blaue Eisenhut (Giftpflanze des Jahres 2005), wie er seine traubenförmigen, blau-violetten Blüten gen Himmel ragen lässt. So filigran – und doch so tödlich! Denn der Blaue Eisenhut, der zu den Hahnenfußgewächsen gehört und auch als Zierpflanze in unseren Gärten vorkommt, ist die giftigste Pflanze des Kontinentes.
Besonders perfide: Auch bei bloßem Hautkontakt kann das Gift in den Körper gelangen. Bereits die Kelten nutzten das pflanzliche Toxin als Pfeilgift, unzählige (vor allem auch unentdeckte) Giftmorde gehen auf das Konto des Blauen Eisenhutes. Dessen Hauptgift Aconitin lässt sich bei einer toxikologischen Untersuchung nur dann nachweisen, wenn auch gezielt darauf getestet wurde.
Nehmen Sie gern sogleich an unserer Umfrage teil:
Wissenschaftler sind sich sicher, dass anno 54 n. Chr. der römische Kaiser Claudius von seiner Frau Agrippina durch ein mit Blauem Eisenhut versehenes Gericht ermordet wurde. Denn die überlieferten Symptome des Kaisers wie Durchfall und Krämpfe sind in ihrer Ausprägung charakteristisch für eine Aconitin-Vergiftung.
Das ist der Gift-Steckbrief vom Blauen Eisenhut (Aconitum napellus):
*Bitte keine Angst vor der Herzdruckmassage haben – das Schlimmste, was passiert Sie bei einem entsprechenden Notfall tun können, ist: nicht zu handeln! Die Deutsche Herzstiftung rät: Im Knien neben der bewusstlosen Person wird ein Handballen auf die Mitte des Brustkorbs gesetzt und die zweite Hand auf den Handrücken der ersten platziert. Mit gestreckten Armen drückt man das Brustbein tief (5 bis maximal 6 Zentimeter) und schnell (100- bis 120-mal pro Minute) in Richtung Wirbelsäule – zum Beispiel im Takt des Hits „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees. Und zwar ohne Unterbrechung (ggf. mit anderen abwechseln) so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die Giftpflanze des Jahres 2007, auch Waldschelle oder Wulstkraut genannt, blüht von Juni bis August. Die in Trauben angeordneten Blüten sind nur von unten zu erreichen – und es sind vorwiegend die großen Hummeln, die die Sperrhaare am Eingang der Einkriechblüte überwinden und Nektar sammeln können.
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Zwar wissen die meisten Menschen hierzulande um die toxische Wirkung des Fingerhutes (am giftigsten ist die rote Variante), trotzdem sollte die wunderschöne und üppig wachsene Staude in Gärten, zu denen kleine Kinder und Haustiere Zugang haben, tabu sein.
Das ist der Gift-Steckbrief vom Roten Fingerhut:
Er ist inzwischen aus wohl kaum einer Hecke wegzudenken: der Kirschlorbeer. Wuchert schnell, bietet sich somit als Sichtschutz an. Ob der Neophyt (neu angesiedelte Art) sinnvolle Ergänzung in unseren Gärten ist, darüber scheiden sich die Geister. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bezeichnet Kirschlorbeer jedenfalls als „hochgiftige, ökologische Pest“, selbst eine „Betonmauer ist ökologisch wertvoller, auf ihr wachsen mit der Zeit wenigstens noch Moose und Flechten.“
Giftig jedenfalls ist die immergrüne Pflanze, und zwar in allen Teilen. Im April und Mai blüht sie weiß, im August und September zeigen sich in rohem Zustand hochgiftigen, schwarzglänzenden Früchte. Die gelten, sorgsam gekocht, in der Türkei als Delikatesse. Trotzdem wurde der Kirschlorbeer 2013 zur Giftpflanze des Jahres gekürt ...
Das ist der Gift-Steckbrief vom Kirschlorbeer:
Eine wunderschöne Pflanze, die mit ihren filigranen, stark duftenden Blüten ein wenig an Flieder erinnert, ist der Seidelbast – auch Kellerhals genannt. Kellerhals kommt vom mittelhochdeutschen Wort „kellen“, was quälen bedeutet. Denn eine Vergiftung mit Seidelbast geht u .a. mit furchtbarem Würgen im Hals einher.
In unseren Gärten blüht der Seidelbast von Februar bis April, danach bildet er im Juli und August beerenartige Früchte aus. Diese, in manchen Landesteilen auch Pfefferbeeren genannten Früchte, können durch ihre scharlachrote Farbe auf Kinder eine besondere Anziehungskraft ausüben. Also besser nicht pflanzen, wenn Kinder durch den Garten tollen.
Das ist der Gift-Steckbrief vom Seidelbast:
Der einzige bei uns heimische giftige Nadelbaum ist die Eibe, auch bekannt unter ihrem lateinischen Namen Taxus – und sehr beliebt als Heckenpflanze. Die Nadeln sind nicht so pieksig wie die der Fichte, außerdem bringt die Eibe dekorative rote Beeren aus.
Doch der schöne Schein trügt, die Eibe ist giftig – für Mensch und Tier. Mehrfach erlitten beispielsweise Rinder, die auf einer von Eiben umstandenen Weide gegrast hatten, schwere Koliken. Das immergrüne Gewächs wurde also nicht umsonst zur Giftpflanze des Jahres 2011 gekürt.
Das ist der Gift-Steckbrief der Eibe:
Sie trägt den lateinischen Namen für „schöne Frau“ (Belladonna) im Namen, aber das ist ein perfides Täuschungsmanöver der Natur. Denn die Tollkirsche, ein Nachtschattengewächs, zählt zu den wohl bekanntesten Giftpflanzen hierzulande. Und tatsächlich pflanzt sich so mancher Gartenfan eine Tollkirsche auf sein Grundstück.
Kann man machen, schließlich ist die Tollkirsche Magnet für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Und Vögel (denen die Giftstoffe nichts anhaben können) laben sich an den schwarzen Beeren. Wer eine Tollkirsche pflanzt, sollte besser weder Kinder noch Haustiere haben. Im alten Ägypten übrigens (bitte nicht nachmachen!!!) träufelten sich die Damen Belladonna-Saft in die Augen, um die Pupillen zu erweitern und so attraktiver auszusehen.
Das ist der Gift-Steckbrief der Tollkirsche:
Sie sieht hübsch aus wie ein Krokus, wenn sie ihre zarten Blütenblätter aus dem Boden ragen lässt: Doch hinter der harmlosen Fassade der Herbstzeitlosen verbirgt sich ein hochgefährliches Gift. Und zwar in allen Teilen der Pflanze, deren Blüten an Krokusse erinnern und deren Blätter, die sich dem schmackhaften Bärlauch zum Verwechseln ähnlich sieht!
Besonders tückisch: Blüten und Blätter tauchen nie gemeinsam auf. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst (daher der Name), die Blätter hingegen zeigen sich im Frühjahr, zeitgleich mit denen des Bärlauch. Im Mai 2021 war ein 48-Jähriger aus dem Kreis Landshut (Bayern) in einer Klinik verstorben, weil er Bärlauch- und Herbstzeitlosenblätter verwechselt hatte. Die Herbstzeitlose ist bei Gartenfans beliebt. Auch hier gilt: Bitte nicht säen oder pflanzen, wenn auch Kinder den Garten nutzen.
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Das ist der Gift-Steckbrief der Herbstzeitlosen:
Ein bisschen erinnern die Früchte des Rizinusstrauchs, auch Wunderbaum oder Christuspalme genannt, an knallrote Maronen. Aber der hübsch anzusehende Zierstrauch, der in so manchem Kübel auf heimischen Terrassen wächst, verbirgt ein tödliches Gift in sich, das Rizin. Im Kriegswaffenkontrollgesetz wird Rizin als biologische Kriegswaffe geführt.
Rizin ist hochtoxisch, es gibt bisher kein Antidot (Gegengift). Allerdings wird das Gift, das aus den Samen der auch Christuspalme genannten Pflanze gewonnen wird, auch als Abführmittel oder für Wurmkuren genutzt. Auch in Cremes oder für die Wimpern-, Haut- und Haarpflege wird es eingesetzt sowie als Schmierstoff für Motoren.
Das funktioniert, denn beim Pressen der Samen trennen sich wässrige Bestandteile, so auch das wasserlösliche Gift Rizin, vom Öl. Das fertige Rizinusöl ist harmlos und (wenn man sich an die Dosierungsanleitung hält) unbedenklich zu konsumieren. Kritisch allerdings wird es, wenn die Samen der Pflanze zerkaut werden, dann wird das tödliche Rizin freigesetzt. Es dringt laut Robert-Koch-Institut (RKI) in die Körperzellen ein und dort die Produktion von Proteinen blockieren.
Das ist der Gift-Steckbrief von Rizin:
Anschläge oder Tötungspläne mit Rizin sind seit Jahrzehnten immer wieder bekannt geworden – hier einige der spektakulärsten:
Und nicht zuletzt wurde Rizin von den USA zur Entwicklung der sogenannten W-Bombe (W war das damalige Codewirt für Rizin) im Zweiten Weltkrieg genutzt. Die dann aber nie zum Einsatz kam.
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