Die medizinische Versorgung in Riesa wird weiter ausgedünnt. Die nächste Praxis schließt. Diesmal trifft es eine Tagesklinik für verhaltensauffällige Kinder.
Riesa. Schlechte Nachricht für Familien aus der Region, in denen ein oder mehrere Kinder die Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Riesa besuchen. Sie werden sich möglicherweise nach einer Alternative umsehen müssen. Denn die Klinik, in der unter anderem verhaltensauffällige Kinder- und Jugendliche werktags behandelt werden, schließt am Ende dieses Jahres. Das bestätigt Manuela Powollik, Sprecherin der St. Georg-Unternehmensgruppe mit Sitz in Leipzig, zu der die Riesaer Tagesklinik seit 2020 gehört.
Die hiesige Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie soll in Räumlichkeiten am Standort Wermsdorf umziehen, um dann ab 2024, die vom Krankenhausplan vorgeschriebenen 20 Plätze vorhalten zu können. "In den räumlichen Gegebenheiten in Riesa können maximal zwölf Kinder betreut werden, und bereits in dieser Situation kommen die Raumverhältnisse und die Zuschnitte der Räume an ihre Grenzen", sagt die Unternehmenssprecherin. Die Tagesklinik im Wermsdorfer Schloss Hubertusburg biete bessere Räumlichkeiten und Personalflexibilität.
Die psychiatrische Tagesklinik für Erwachsene sei vom Umzug indes nicht betroffen und bleibe weiterhin in Riesa bestehen. Vorbehaltlich einer angekündigten Revision der Sächsischen Einzugsverordnung decke die Erwachsenenpsychiatrie die Regionen Riesa-Großenhain ab. Sie reicht bis Gröditz und Thiendorf.
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"Die Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie umfasst den Einzugsbereich Riesa-Meißen-Nossen, bis Bad Lausick und wird für die Familien gut erreichbar sein", so die Sprecherin. Tatsächlich dürften für einige Familien die Wege in Richtung Dresden kürzer sein als nach Wermsdorf.
Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen liegt der Versorgungsgrad mit Kinder- und Jugendpsychologen im Planungsbereich Oberes Elbtal/Osterzgebirge, zu dem der Landkreis Meißen gehört, bei rund 109 Prozent. Dieses Gebiet sei damit ausreichend versorgt. Das ändere sich auch nicht durch den Umzug der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Riesa. Sie gehöre nicht zur vertragsärztlichen Versorgung.
In Landkreis Meißen gibt es drei Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die jeweils in einer Einzelpraxis praktizieren. Zwei davon in Meißen und eine Fachärztin in Radebeul. Die meisten anderen sind in Dresden ansässig.
Die medizinische Versorgung in Riesa und Umgebung wird damit weiter ausgedünnt. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die chirurgische Praxis von Torsten Dietrich im Ärztehaus Am Kutzschenstein Ende November schließt. Sie gehört zum Helios MVZ Rochlitz.
Die Lage vieler Praxen in Sachsen ist derweil ohnehin schwierig. Das geht auch aus einer Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung hervor. Darin kritisiert dessen KVS-Vorstandschef Klaus Heckemann das Ergebnis der Finanzierungsverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und den Gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2024.
"Das Ergebnis der Verhandlungen ist schlichtweg eine Missachtung der Leistungen der ambulant tätigen Vertragsärzte und Psychotherapeuten", so Heckemann. "Eine Finanzsteigerung von 3,85 Prozent deckt weder die Kosten, die durch die Inflation massiv gestiegen sind, noch senkt sie den Kostendruck durch die seit Jahren andauernde Unterfinanzierung der Praxen." Schon über Jahre würden die Vergütungen im ambulanten Sektor den für die Krankenhäuser tarifvertraglich festgelegten Gehaltssteigerungen massiv hinterherlaufen.
Deshalb ist am 2. Oktober der Aktionstag „Praxis in Not“ durch den Virchowbund gemeinsam mit weiteren Berufsverbänden geplant. Es soll bundesweit regionale Demonstrationen, Praxisschließungen und Informationsveranstaltungen geben.
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