FRüHLINGSERWACHEN AUF DER HERRENINSEL: GARTENMEISTERIN VERONIKA WöHRER PFLANZT 25.000 BLUMEN

Frühlingserwachen auf der Herreninsel: Gartenmeisterin Veronika Wöhrer pflanzt 25.000 Blumen

Veronika Wöhrer ist erst seit kurzem Gartenmeisterin auf Herrenchiemsee. Ab heute läutet sie den Frühling ein: 13 Gärtner pflanzen 25 000 Blumen im Schlosspark ein.

Herrenchiemsee – Veronika Wöhrer pflanzt ab heute im Akkord: Mit 25 000 Blumen taucht sie Schloss Herrenchiemsee in leuchtendes Gelb. Die 38-Jährige aus Bernau am Chiemsee ist erst seit kurzem Gartenmeisterin auf der Insel. Im Interview erklärt sie, dass gutes Zureden bei Pflanzen immer hilft – und die Gärtner im Märchenschloss von König Ludwig II. garantiert keinen Winterschlaf machen.

Der Schlosspark auf Herrenchiemsee hält noch Winterschlaf – Sie auch?

Natürlich nicht. (lacht) Wir Gärtner haben auf der Insel das ganze Jahr über zu tun. Die letzten Monate eben nur im Gewächshaus – aber ab heute wird wieder gepflanzt.

Welche Blumen bringen das Schloss zum Leuchten?

Wir pflanzen ein buntes Meer aus Stiefmütterchen, Hornveilchen, Goldlack und Tulpen. Heuer sind die Farben durch die Stiefmütterchen-Sorte „Viola wittrockiana Panola“ besonders in den Zitrustönen Gelb, Orange und Weiß gehalten. Rote Tulpen und der Goldlack, orange-gelbe Erysimum, setzen wird als Farbtupfer in die Beete.

Bekommen Sie die Pflänzchen geliefert?

Die Tulpen sind aus Holland. Den Rest ziehen wir hier in den Gewächshäusern selbst. Ende Oktober kaufen wir Jungpflanzen, setzen sie ein und pikieren später. Unsere torffreie Erde ist klimaschonend, aber herausfordernd: Der Wasserhaushalt lässt sich schwerer steuern, Wurzeln können faulen oder Trauermücken die Erde befallen. Nach 25 Wochen stehen jetzt 25 000 Pflänzchen bereit, die 15 Gärtner pflanzen werden.

Wieso Stiefmütterchen?

Sie haben sich bewährt. Es gibt alte Pflanzungspläne für alle Jahreszeiten. Im Frühling 1951 wurden auch Viola gepflanzt, zusammen mit Vergissmeinnicht. Von letzteren kam man ab. Auf der Insel ist ein vierbeiniger „Schädling“ unterwegs, der gerne Blüten abknabbert. Nach so einem Besuch eines Rehs wachsen die Stiefmütterchen in einer Woche nach. Vergissmeinnicht bräuchten länger. Da wäre dann nur ein grüner Teppich, kein Farbspektakel.

Ist das der Supergau?

Ja. (lacht) Ich sehe die Blumenbeete als Visitenkarte der Insel. Immerhin weisen sie den Besuchern, die über den Waldweg auf das Schloss zulaufen den Weg. In kleineren Parks kann man kleinere Arrangements pflanzen. Für große Flächen braucht es ein einheitliches Farbkonzept. Die bunte Blumenpracht muss aus der Ferne wirken.

Laufen Sie diesen Weg auch jeden Tag selbst?

Mitarbeiter der Herreninsel fahren mit dem Passagierschiff oder der Fähre. Mein Dienst beginnt um 7 Uhr, um 6.20 Uhr steige ich zu. Am Morgen ist die Ruhe auf dem See herrlich. Im Sommer nehme ich bei bei zu vielen Touristen lieber die Fähre.

Herrenchiemsee hat eine neue Gartenmeisterin

Foto © Michael Malorny/imago

Sie arbeiten eben da, wo andere Urlaub machen...

Ich bin seit einem Jahr dabei, daher ist für mich alles total besonders. Davor habe ich 20 Jahre im Pflanzenanbau in Gewächshäusern gearbeitet – da ist die Arbeit im Schlosspark natürlich anders und abwechslungsreicher. Pikieren macht mir aber immer noch am meisten Spaß. Ich freue mich so auf den Frühling, wenn all unsere die Zöglinge draußen in Reih und Glied leuchten und alles blüht.

Braucht’s manchmal auch gutes Zureden?

Zuspruch hilft immer! Vor allem bei unseren Pomeranzen. Das sind Bitterorangen, die es hell und frostfrei mögen. Sie befinden sich wie die Oleander in Kübeln. Im Winter pflegen wir sie im Gewächshaus. Es heißt, dass Pomeranzen auch bei Ludwig II. auf Oberem und Unterem Parterre standen. Das planen wir wieder für die nächsten Jahre. Bisher stehen sie nur auf dem Gärtnereigelände.

Haben Sie Sorge, dass Früchte stibitzt werden?

Die Kübel und Töpfe sind sehr groß und die Pomeranzen sind schon jetzt an die zwei Meter hoch. Sie werden so gezüchtet, dass man nicht an die Kronen kommt.

Die Beete können Sie nicht so gut schützen, oder?

Gott sei Dank, habe ich noch keinen Vandalismus erlebt. Aber: Vielen Besuchern ist schon ein Meter Umweg zu weit. An den Ecken merken wir, dass sie abkürzen. Rehe knabbern, der Dachs wühlt – und manche Menschen treten eben mal was platt. (lacht)

Interview: Cornelia Schramm

2023-03-21T06:38:36Z dg43tfdfdgfd